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Bericht Ostholsteiner Anzeiger zur Chronik

Aus dem Ostholsteiner Anzeiger vom 27.12.2017

Ein Gildebuch zum 350. Geburtstag

Der Eutiner Schützengilde von 1668 steht Großes bevor. Die noch knapp 100 Mitglieder umfassende Bruderschaft feiert im kommenden Jahr ihren 350. Geburtstag. Dafür haben sich Vorsteher, Achtmänner und Vorstand eine ganze Menge einfallen lassen. Das Jubiläumsjahr beginnt mit der Vorstellung des Gildebuches mit dem Titel „Tradition verbindet“.
Das Jubiläumsbuch wurde in über dreijähriger Arbeit von OHA-Redakteur Michael Kuhr unter ständiger Zuarbeit von Dieter Schädlich, Dieter Schönke und Alfred Severin mit finanzieller Unterstützung der Sparkasse Holstein und der Stiftung der Sparkasse Holstein geschrieben und in der Eutiner Druckerei Bogs erstellt. Es umfasst auf 140 Seiten auch die einst von Vorsteher Ernst Schütt zum 300. Geburtstag der Eutiner Schützengilde erstellte Chronik, die auf 40 Seiten auch um Große und Kleine Könige sowie Vorsteher und andere Zahlen, Daten und Fakten auf den aktuellen Stand gebracht wurde.
Das Besondere: Michael Kuhr gehört der Schützengilde nicht als Mitglied an und hat so seinen Blick ohne Zwänge von außen auf die Bruderschaft werfen können. So ist ein Jubiläumsbuch entstanden, das alles andere als ein reines Geschichtsbuch ist. Es beginnt nämlich nicht mit der Stunde Null des Utinischen Schützenwesens, sondern mit einem Blick der Vorsteher Heiko Godow und André Meyer ins Jahr 2068, dem dann hoffentlich 400. Geburtstag der Eutiner Schützengilde. Sie beschreiben eindrucksvoll, wie die Eutiner Schützengilde die nächsten Jahrzehnte bestehen kann – und wird.
„Gilde in Eutin wird es immer geben“, ist sich Heiko Godow sicher. Sie habe beide Weltkriege überstanden. Allerdings werde das Leben der Tradition nicht einfacher. Und André Meyer ergänzt: „Der Mensch verändert sich in seiner Evolution nicht so schnell wie seine Umwelt.“ Menschen seien immer auf Kontakte angewiesen. Und dafür stehe nun mal die Eutiner Schützengilde. Die Gilde habe ihre ureigene Geschichte, und sie orientiere sich auch daran.
Einigkeit, Fröhlichkeit und Freundschaft aber auch das gesellige Vergnügen sind die Werte, die das Schützenwesen in Eutin beherrschen. Den Einsatz von Ellenbogen gibt es nicht. Die Geschichte schreibt, dass die Eutiner Schützengilde einst aus einer Notgemeinschaft heraus entstanden ist. Mitglieder sind seit jeher Menschen, die sich gegenseitig respektieren, die stets füreinander da sind. Die heutige Gemeinschaft der Eutiner Schützen lebt davon, dass sich jeder so gut es geht aktiv einbringt und im Rahmen seiner Möglichkeiten Verantwortung übernimmt.
Die Bruderschaft hat ihre Wurzeln im christlichen Glauben. Sie pflegt gegenseitige Solidarität und Achtung als Maßstab des Gildelebens seit Jahrhunderten. Doch hat diese Tradition, wie sie die Eutiner Schützen leben, überhaupt noch eine Zukunft? Der Spagat zwischen Tradition und Moderne scheint im beginnenden digitalen Zeitalter denkbar.
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Die Eutiner Schützen werden den 350. Geburtstag ihrer Gilde zum Anlass für eine Aufbruchstimmung und zur Neuorientierung nehmen. Es geht dabei um Visionen und den Zeitgeist aber auch gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen. Dabei wird auch die Gilde darauf achten, dass die Vermittlung von Werten nie dem Spaßfaktor weichen darf. Die Gesellschaft erfährt auch durch die Gilde Halt, Orientierung, die Wertschätzung unterschiedlicher Lebenserfahrungen, Verantwortung gegenüber der Umwelt wie Ehrlichkeit, Disziplin und Verlässlichkeit.
Von alledem berichtete das Jubiläumsbuch der Eutiner Schützengilde vom aktuellen Stand auf den ersten Seiten über das Jubiläumsjahr 1993, als die Gilde 325 Jahre wurde oder 1968 mit den Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag. Dazwischen werden viele Geschichten aus der Geschichte der Eutiner Schützengilde erzählt. Ernsthaftes nämlich über den Hohen Protektor Christian Herzog von Oldenburg, die Gründung des Vereins zur Förderung des historischen Bürgervogelschießens oder Lustiges über eine Eule auf dem hölzernen Vogel an der Vogelstange hoch oben über Dechantshorst, der 1985 das Königsschießen erheblich verzögerte. Es gibt Neues über den doppelten Boden der Eutiner Gildelade, Interessantes über das Kugelgießen und das Waffenwesen in der Gilde. Ausführlich wird über das Gildesilber berichtet. Aber auch weniger Erfreuliches bleibt den Schützen nicht erspart, als sie 2006 einen sehr umstrittenen Pachtvertrag über das von ihnen erworbene Elfenmoor für den „Lernort Natur“ des Vereins „Erlebnisraum Natur“ – kurz „Erna“ – schlossen.
Peter Möller berichtet über den Bau des Holzvogels nach historischen Maßen und Farben. Natürlich fehlt auch die recht wechselvolle Geschichte des Schützenhauses nicht. Einen allumfassenden Einblick in die Geschichte der Gilde gab der Eutiner Historiker Ernst-Günther Prühs zu Lebzeiten 1993 beim 300. Geburtstag. Seine Schilderungen wurden entdeckt und sind im neuen Gildebuch nachzulesen.
Beschrieben werden die Veränderungen der Eutiner Schützengilde durch die Gilderolle aber auch eine Fahrt der Eutiner Schützen 1985 zur Königlich privilegierten Schützengesellschaft Sonthofen und einem Besuch beim Prinzen von Bayern. Mit Günther Adamski, Günther Moser und Gustav Reese (✝) werden Porträts von drei verdienten Schützenbrüdern geliefert. Eutins Bürgermeister Carsten Behnk schildert zudem, was ihn beim Tragen der Bürgermeisterkette bewegt. Die Kette wurde der Stadt Eutin zum 300. Geburtstag der Eutiner Schützengilde geschenkt.
In dem Buch wird auch das umfangreiche Programm im Jubiläumsjahr beschrieben. Intern geht es am 13. Januar mit der Mitgliederversammlung und am 3. Februar mit dem Königsball los. Es folgen am 3. März das Winterschießen, ein Frühschoppen am
17. März im Brauhaus sowie ein Festkommers am 9. Juni mit vielen Gästen in Eutin. Dazwischen findet am Sonnabend, 28. April, ein Ältermann-Treffen aller Gilden aus dem Umkreis in Eutin statt. Aus Anlass des 350. Geburtstags findet vom 22. bis 24. Juni das Drei-Länder-Schießen auf dem Vogelberg statt. Das Bürgervogelschießen wird vom 7. bis 9. Juli auf dem Dechantshorst gefeiert. Ausklang des Schützenjahres ist mit einem Klönschnack am
9. November und einem Adventskaffee am 2. Dezember.
– Quelle: https://www.shz.de/18658681 ©2017